Sahdia Qamar: Herr Hassan, ich freue mich sehr, dass ich Sie heute kennenlernen und mehr über Ihren Vermittlungsprozess über die AWO/das ZAQ in Erfahrung bringen darf. Sie wurden mithilfe von Herrn Shakib erfolgreich bei DHL als Paketzusteller in Oberhausen im Rahmen des RiW-Projekts vermittelt. Zunächst freue ich mich, wenn Sie sich vorstellen könnten. Wo sind Sie geboren und wann sind Sie nach Deutschland gekommen?
Hoger Hassan: Ja, ich bin Hoger Hassan. Ich komme aus Syrien und bin 33 Jahre alt. Seit 2016 bin ich hier in Deutschland. Zuerst habe ich hier einen Sprachkurs gemacht und dann immer für Leihfirmen oder in Restaurants ohne festen Job gearbeitet. Das war schlecht.
Sahdia Qamar: Das ist sehr ärgerlich. Wie sind Sie auf das Projekt RiW gestoßen und welche Hilfe haben Sie erhalten?
Hoger Hassan: Ich habe vorher in einem Restaurant gearbeitet und musste kündigen. Danach habe ich mich arbeitslos gemeldet. Das Jobcenter hat mir vom ZAQ erzählt. Ich habe dort angerufen und ein Mitarbeiter beim ZAQ hat einen Termin bei Herrn Shakib gemacht. Ich danke Herrn Shakib. Er hat mir viel geholfen. Das war eine große Hilfe. Er hat mich dabei unterstützt einen Lebenslauf und meine Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Er hat mich auch beim weiteren Kontakt mit der DHL beraten und begleitet. Am Ende hatte ich einen Termin für einen Probetag.
Sahdia Qamar: Herr Shakib, wie haben Sie den Integrationsprozess von Herrn Hassan erlebt?
Mansour Shakib: Herr Hassan ist ein sehr motivierter Mensch, sehr offen und hat volle Energie. Wir haben uns intensiv und lange über seine Ressourcen und Stärken ausgetauscht. Darüber habe ich erfahren, dass er einen Führerschein hat und aufgrund dieser Ressource haben wir uns bei der Stellensuche auf „Fahrerstellen“ fokussiert. Denn Herr Hassan war in einer schwierigen Situation und hat zügig Stabilität gebraucht. Ich habe zuerst eine Stelle bei einem Lieferdienst für Getränke rausgesucht. Er hat dort ein Probetag gehabt. Nebenbei half ich ihm seine Unterlagen der DHL zuzuschicken und dort wurde er zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich denke sein Wunsch war so stark eine neue Arbeit zu finden, deshalb ist es so gekommen.
Sahdia Qamar: Das RiW-Projekt fördert die Integration auf dem Arbeitsmarkt. Herr Hassan, wie haben Sie die ersten Wochen nach der Arbeitsaufnahme erlebt?
Hoger Hassan: In der ersten Woche habe ich eine „Ausbildung“ mit einem Fahrer gemacht. Die ersten zwei Tage waren schwierig für mich, weil ich die Empfängernamen nicht richtig ablesen konnte. Ab dem dritten Tag hat mir der Fahrer viel geholfen. Nach einer Woche war alles gut. Ich konnte richtig ablesen, beladen und das Fahrtenbuch nutzen. In der zweiten und dritten Woche war der Fahrer da, aber ich habe alles alleine gemacht. Ab der vierten Woche bin ich allein gefahren. Jetzt ist es nicht mehr schwer.
Sahdia Qamar: Das freut mich zu hören. Wie zufrieden sind Sie in Oberhausen?
Hoger Hassan: Ich wohne seit acht Jahren hier und bin zufrieden. Ich will auch meine Familie hier gründen.
Sahdia Qamar: Das ist schön. Welchen Stellenwert hat die Integration in Arbeit in Deutschland für Sie?
Hoger Hassan: Sie ist wichtig. Wir sind hier und wir müssen arbeiten und gemeinsam wachsen. Wir sind hierhin gekommen und wir müssen auch etwas zurückgeben. Heute, wenn ein Bekannter Hilfe braucht, kann ich auch helfen.
Sahdia Qamar: Was bereitet Ihnen bei der Arbeit bei DHL am meisten Freude?
Hoger Hassan: Ich mag alles. Das ist eine gute und schöne Arbeit. Ich mag das Beladen, das Abholen von Paketen und die Zusatzarbeit in anderen Ortsteilen in Oberhausen. Es ist schön, wenn Kinder die Tür öffnen und sich auf ihr Paket freuen. Die Kolleg*innen bei DHL sind wie eine Familie für mich. Alle sind gleich. Ich habe syrische, afghanische und rumänische Kolleg*innen. Auch unser Chef hilft beim Beladen mit.
Sahdia Qamar: Was war Ihre größte Herausforderung bisher? Was ist das Schwierigste für Sie?
Hoger Hassan: Ich möchte schon seit Jahren, dass ich nur bei einer Firma in Vollzeit arbeite. Immer habe ich für Leihfirmen gearbeitet. Sie kündigten den Vertrag alle neun Monate und jedes Mal nach drei Monaten holten sie mich zurück. Als ich einen Termin beim Jobcenter wollte, um nach Hilfe zu bitten, habe ich lange keinen Termin bekommen. Das war schwierig.
Sahdia Qamar: Herr Shakib, was wünschen Sie sich für eine gelingende Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen?
Mansour Shakib: Ich möchte, dass geflüchtete Menschen hier einen sichereren Arbeitsplatz haben und das Gefühl bekommen, dass sie nützlich für Deutschland sind. Es gibt auch Schwierigkeiten bei den Einstellungen oder Erwartungen der Arbeitgeber*innen. Geflüchtete Menschen sind oft nur wenige Jahre in Deutschland und können noch kein Deutsch wie ein*e Muttersprachler*in sprechen. Arbeitgeber*innen können mehr motivieren und auch mehr interessiert an anderen Kulturen sein. Man kann dadurch auf Lösungen kommen, weil neue Ideen eingebracht werden.
Es wäre gut, wenn Qualifikationen schneller anerkannt werden und die Geflüchteten einen Sprachkurs besuchen können. Auch die Wohnsituation stresst Geflüchtete.
Integration ist keine Einbahnstraße. Beide Seiten müssen zusammenarbeiten.
Sahdia Qamar: Sie arbeiten nun als Paketzusteller. Was haben Sie für die Zukunft geplant und wie können Sie weiterhin unterstützt werden?
Hoger Hassan: Ich möchte noch viel arbeiten und bei DHL bleiben. Ich werde mich nächstes Jahr einbürgern lassen. Mit Herrn Shakib möchte ich im Austausch sein und die Verbindung soll bleiben.
Sahdia Qamar: Ich danke Ihnen beiden sehr für das wertvolle Gespräch. Ich wünsche Ihnen, Herr Hassan, alles Gute für Ihren weiteren Weg und Herr Shakib, bei Ihnen freue ich mich auf weitere Erfolgsgeschichten.