Broschuere_FGM_C_web
11 10 5. MÖGLICHE FOLGEN VON WEIBLICHER* GENITALBESCHNEIDUNG Akute Folgen Die unmittelbar während der Beschneidung auftretenden Folgen sind vielseitig und bei jedem Mädchen*/ jeder Frau* unterschiedlich. Sie hängen auch davon ab, was bei dem Eingriff gemacht wird, also wie viel abgeschnitten wird und unter welchen Bedingungen dieser durchgeführt wird. So handelt es sich beim weiblichen* Genital um ein sehr nervenrei- ches und gut durchblutetes Organ. Da der Eingriff in der Regel ohne Betäubung durchgeführt wird, ist dieser sehr schmerzhaft und kann unter Umständen mit einem hohen Blutverlust einhergehen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Da FGM_C häufig von Beschnei derinnen durchgeführt wird, die über keine medizinische Ausbildung verfügen, kommt es außerdem oft vor, dass auch umliegende Organe verletzt werden. Die Verletzung umliegender Organe kann zu weiteren Problemen führen, wie beispielsweise zu Inkontinenz, weil die Harnröhre verletzt wurde. Setzen sich Mädchen* oder Frauen* zu stark zur Wehr, sind auch Knochenbrüche, ausgekugelte Schul- tergelenke und/ oder Zungenbisse keine Seltenheit. Ebenso können Infektionen (wie beispielsweise Sepsis, Wundbrand, Wundstarrkrampf, Hepatitis) auftreten, da der Eingriff oftmals unter unsterilen Be- dingungen stattfindet. Direkt nach der Beschneidung haben viele Mädchen*/ Frauen* außerdem oft Angst zu urinieren, da sie die Schmerzen fürchten. Das führt wiederum dazu, dass sie lange Zeit ihren Urin zurückhalten, was zu weiteren Problemen führen kann. Chronische Folgen Unter chronischen Folgen werden all die Auswirkungen zusammen- gefasst, die die Frauen* langfristig begleiten können. Von chronischen Infektionen können die Harnorgane (zum Beispiel chronische Harn- wegsinfekte, Infekte des kleinen Beckens und der Nieren) und auch die Vagina, die Gebärmutter und der Eileiter betroffen sein. Chronisch entzündete Eileiter verkleben und führen häufig dazu, dass Frauen* keine Kinder mehr bekommen können. Eine weitere Folge ist, je nachdem wie groß die verbliebene vaginale Öffnung nach der Be- schneidung noch ist, das erschwerte Abfließen des Menstruations- blutes und des Urins. Stauen sich Blut und Urin kann dies zum An- schwellen des Bauches führen und Infektionen der Gebärmutter und dem Eileiter auslösen, die auch wieder zur Folge haben können, dass Frauen* keine Kinder mehr bekommen können. Weitere Folgen sind starke Menstruationsbeschwerden, Abszessbildung an der Narbe, starker Wuchs von Narbengewebe, was zur Verengung der Harnwe- ge oder Vagina und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Eine häufige Komplikation ist die so genannte Fistelbildung, die aufgrund der chronischen Infektionen zustande kommt. Dabei entstehen Verbindungen zwischen zwei Hohlorganen, z. B. zwischen Scheide und der Blase oder dem Darm, was dazu führt, dass Urin oder Stuhl durch die Scheide abgehen und die Frau* keinerlei Kont- rolle mehr über diesen Vorgang hat. Geschlechtsverkehr und Geburt Bevor auf mögliche Auswirkungen der Beschneidung auf die Sexua- lität und den Geschlechtsverkehr eingegangen wird, muss darauf hingewiesen werden, dass es sich beim Thema Sexualität um ein Thema handelt, das je nach kulturellem Hintergrund anders ge- und erlebt wird. Die Auswirkungen auf die sexuelle Empfindlichkeit sind somit sehr individuell und müssen nicht unbedingt mit der Schwere der Beschneidung zu tun haben. Insbesondere bei Frauen* die Typ III betrifft, treten folgende Probleme auf: Wenn die verbliebene Öffnung zu klein, ist vaginaler Geschlechtsver- kehr meistens nicht ohne weiteres möglich, da die zu kleine Öffnung das Eindringen des Penis erschwert, was insbesondere beim ersten Geschlechtsverkehr für große Schmerzen sorgt. Die zu enge Öffnung muss dann mit anderen Hilfsmitteln (wie bei spielsweise einem scharfen Gegenstand) ein wenig geöffnet werden, um das Eindringen des Penis möglich zu machen. Dieses gewaltsame Eindringen führt dazu, dass betroffene Frauen* (den ersten) Geschlechtsverkehr als sehr schmerzhaft empfinden. Diese Schmerzen oder die Angst vor den Schmerzen können dazu führen, dass Frauen* keine erfüllende Sexualität empfinden und den Geschlechtsverkehr eher meiden.
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