FGM – Sprich darüber
22 Almaz ist 60 Jahre, lebt in Bochum und ist geboren in Asma- ra/Eritrea. Almaz ist Mutter von 5 Kindern. „Aufgewachsen bin ich in Eritrea. Mit 5 Jahren kam ich in ein katholisches Internat. Dort war ich, bis ich mich mit 13 Jahren mit zwei anderen Mädchen der Revolution angeschlossen habe. Zu der Zeit sind viele schlimme Dinge in Eritrea passiert. Ich habe dann 17 Jahre im Dschungel gelebt und gekämpft. Ich war im Kindermilitär bis 1991 als die „Colional Äthiopien“ beendet wurde. In dieser Zeit wurde ich drei Mal verletzt und ich habe viel verpasst in meinem Leben. Ich habe aber auch viel gelernt in dieser Zeit, über Politik und darüber, was es bedeutet, ein Mädchen zu sein, eine Frau zu sein. Es gab Frau- enkonferenzen. Wir haben darüber gesprochen, wie Frauen mit sich zufrieden sein können. Es gab viele gebildete Frauen, die uns Wissen über unseren Körper beigebracht haben, über Sex und wir sprachen darü- ber, warum Beschneidung gefährlich ist und Nachteile hat und was z.B. passieren kann, wenn eine Frau, die beschnitten wurde, ein Baby bekommt. Da ich viel in den Dörfern war, habe ich verschiedene Kulturen und Religionen kennen gelernt. Respekt vor anderen ist mir bis heute sehr wichtig. Vor 60 Jahren, als ich geboren wurde, wurden fast alle Mädchen in Eritrea in ihrem ersten Lebensmo- nat beschnitten. Seit 1991, nach Ende der Revolution, wurde es verboten. Wir haben gekämpft, für Frau- enrechte, für unseren Körper. Die Mädchen wurden beschnitten, damit sie nicht einfach mit einem Jungen raus gehen und Sex haben. Sie sollten keine Lust haben (auf Sex) und sie sollen beschnitten sein, um verheiratet zu werden. Religion war dabei egal. Bei uns in Eritrea ist der Unterschied von Religion keine große Sache. Auch wenn es verboten ist, gibt es immer noch Familien, die heimlich ihre Töchter beschneiden. Bis heute redet man nicht mit seinen Müttern darü- ber und fragt auch nicht danach, warum hast du das gemacht? Ich selber habe keine Erinnerung daran. Auch meine Familie wollte, dass ich meine Tochter zusammen mit meinem Sohn beschneiden lasse. Almaz Geschichte
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