FGM – Sprich darüber
16 Schwangerschaft und Geburt Wenn du schwanger bist, kannst du dich in einer Beratungsstelle darüber informieren, welche Unter- stützungsmöglichkeiten es für Schwangere gibt. Du hast zum Beispiel das Recht auf regelmäßige Vorsor- geuntersuchungen bei einer Frauenärztin und auf die Begleitung und Betreuung durch eine Hebamme. Je nach Art der Beschneidung kann es sehr wichtig und notwendig sein, schon vor der Geburt über die Beschneidung zu sprechen, um die Geburt besser planen zu können und um zu wissen, wie die Geburt ablaufen wird. Im Kreissaal, also während der Geburt im Krankenhaus, kann es passieren, dass die Hebam- men und Ärzt*innen dort noch nie eine beschnittene Vulva gesehen haben und im ersten Moment unpas- send und überfordert reagieren. Du hast immer und zu jeder Zeit das Recht auf einen respektvollen und professionellen Umgang. Wenn du eine vaginale Geburt möchtest, kann es je nach Art der Beschneidung notwendig sein, dass die Vagina geöffnet werden muss. In Deutschland ist es verboten, die Vagina nach der Entbindung wieder zu verschließen. Es wäre wichtig, dir im Vorfeld gut zu überlegen, ob eine Öffnung der Vagina eine Möglich- keit für dich ist. Eine Alternative könnte sonst ein Kaiserschnitt sein. Die Kosten für die Untersuchung bei der Ärztin und für die Begleitung einer Hebamme übernimmt übrigens deine Krankenkasse. Wenn du schwanger bist und keine Krankenversicherung hast, wende dich an eine Beratungsstelle. Die Mitarbeiterinnen vor Ort können dich auch hier unterstützen. Sprich drüber! Es braucht viel Mut über das Thema weibliche* Beschneidung zu sprechen. Viele Frauen*, aber auch Männer*, trauen sich nicht innerhalb, aber vor allem auch außerhalb, der Familie über das Thema zu reden. Oft wird gesagt, dies ist eine Familienangelegenheit über die mit Außenstehenden nicht geredet werden darf. Auch Männer* trauen sich nicht zu erzählen, dass ihre Frau* z. B. nicht beschnitten ist. In den Commu- nitys ist es oft wichtig, was andere über einen denken. Für manche ist es eine Schande, wenn eine Frau* nicht beschnitten wurde. Viele Frauen* haben auch Angst, dass sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, wenn sie darüber sprechen oder ihre Töchter nicht
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