„Noch gravierender sind die Kosten in der Pflege. Hier mussten allein in den ersten neun Monaten diesen Jahres mehr als vier Millionen Euro aufgewendet werden, um die Personallücken durch Arbeitnehmer*innenüberlassungen in unseren Seniorenzentren zu schließen. Durchschnittlich kostet uns ein*e Zeitarbeiter*in fast 85.000 Euro. Refinanziert bekommen wir aber nur gut 61.000 Euro“, ergänzt Kerstin Hartmann, Vorstand beim AWO Bezirksverband Niederrhein.
Für freie Träger wird es immer schwieriger, offene Stellen in der Sozialen Arbeit zu besetzen, betonen beide AWO Vorstände. Denn es mangele nicht nur an Bewerber*innen. „Zudem müssen wir bei Stellenausschreibungen mit Zeitarbeitsfirmen konkurrieren, die bei Vergütung und Boni unverhältnismäßige Angebote unterbreiten. Dazu kommt, dass Zeitarbeitsfirmen unsere Beschäftigten in der Pflege und den Kitas bewusst abwerben“, kritisiert Jürgen Otto.
Das führe nicht nur zu einer Zweiklassengesellschaft in der Sozialen Arbeit. Darunter leide vor allem auch die Qualität der Sozialen Arbeit. „Denn eine strukturierte Einarbeitung der Leiharbeiter*innen ist kaum möglich. Ebenso fehlt es gerade aus Sicht der zu betreuenden Personen in Kitas und Seniorenzentren an Kontiunität bei den Bezugspersonen“, so Kerstin Hartmann.
„Bundes- und Landespolitik sind daher gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich die prekäre Personal- und Kostensituation durch Arbeitnehmer*innenüberlassungen nicht weiter verschärfen. Bereits seit 2020 liegt den Fachausschüssen des Bundesrates ein Entschließungsantrag zur Eindämmung der Leiharbeit in der Pflege vor. Auf Ergebnisse warten wir bis heute“ bemängelt Kerstin Hartmann. „Wir brauchen aber nicht nur in der Pflege, sondern für die Soziale Arbeit in Gänze klare Rahmenbedingungen und Grenzen für Zeitarbeitsfirmen sowie angemessene gesetzliche Regelungen für die Arbeitnehmer*innenüberlassung“, fordert Jürgen Otto.