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AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. | Detail

Umsetzung des Startchancenprogramms in NRW – ist das Scheitern vorprogrammiert?

Kinder, Jugend & Familie

Die AWO Niederrhein mahnt eine enge Einbindung des Offenen Ganztags in die Umsetzung des Startchancenprogramms an. Nur so seien gewachsene Strukturen und Beziehungen an Grundschulen im Sinne der Ziele des Programms optimal zu nutzen.

Mit dem sogenannten „Startchancenprogramm“ einigten sich Bund und Länder am 2.2.2024 auf das „größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ (Stark-Watzinger). In NRW sollen ab dem 1.8.2024 über einen Zeitraum von 10 Jahren immerhin 4,6 Milliarden Euro in Schulen verausgabt werden, die über einen hohen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Schüler*innen verfügen. Das Startchancen-Programm soll dazu beitragen, den starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufzubrechen. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Vermittlung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sowie der Stärkung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Schüler*innen.

Die Landesregierung NRW veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Liste der ersten 400 Schulen, die für das Programm vorausgewählt wurden, 60 % der ausgewählten Schulen sollen Grundschulen sein. Vor diesem Hintergrund ist es erschreckend, dass in den bisherigen Verlautbarungen der Landesregierung der Offene Ganztag mit keinem Wort erwähnt wird. Denn die verschiedenen Träger des Offenen Ganztags beschäftigen landesweit tausende Erzieher*innen in sozial belasteten Grundschulen, die ihre jeweilige Schule und die Kinder gut kennen, schon seit Jahren gezielt an der Stärkung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Schüler*innen arbeiten und vielfältige Bildungsangebote am Nachmittag organisieren und durchführen. „Ohne den Offenen Ganztag, soviel steht fest, wäre der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland noch um einiges enger. Im Hinblick auf die Ziele des Startchancenprogrammes wäre nichts naheliegender, als diesen OGS-Kräften aus Mitteln des Startchancenprogramms Stundenaufstockungen zu gewähren (denn viele arbeiten ungewollt mit geringer Teilzeitbeschäftigung).“ resümiert Britta Altenkamp  Stattdessen ist zu befürchten, dass die Landesregierung – wie auch schon beim Alltagshelferprogramm geschehen – ihr Säulendenken nicht überwinden und den Offenen Ganztag in der Umsetzung des Startchancenprogramms gänzlich ausblenden wird. Statt bereits gewachsene Strukturen und Beziehungen an sozial belasteten Schulen zu nutzen und auszubauen, würden so an vielen Grundschulen unzweckmäßige Parallelstrukturen entstehen und damit im Ergebnis in den kommenden Jahren viele Millionen Euro verschwendet. 

De AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. fordert deshalb eine zügige Klarstellung der Landesregierung, dass die am Startchancenprogramm teilnehmenden Schulen die Mittel aus dem „zusätzlichen Personal-Budget“ auch an Träger des Offenen Ganztags weiterleiten dürfen, um entsprechende Förderstrukturen des Offenen Ganztags passgenau auszubauen und dies in den – bislang noch nicht veröffentlichten – Richtlinien für die Antragstellungen entsprechend zu berücksichtigen.

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Das Foto zeigt ein leeres, aber gepflegtes Klassenzimmer.
Die AWO Niederrhein mahnt eine enge Einbindung des Offenen Ganztags in die Umsetzung des Startchancenprogramms an. Nur so seien gewachsene Strukturen und Beziehungen an Grundschulen im Sinne der Ziele des Programms optimal zu nutzen (Foto: falco auf Pixabay).