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AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. | Detail

Ohne Frieden ist alles nichts (Jahresrückblick – Teil 3)

Verband

Heute präsentieren wir den dritten und letzten Teil unseres Rückblicks auf die Arbeit unserer Abteilungen Migration und Integration, Senioren, Pflege und Betreuung, Schwangerschaft und Sexualität in diesem Jahr.

Migration und Integration

Gelingende Integration ermöglicht unsere Abteilung Migration und Integration auf vielfältigen Wegen. Sowohl für das Zurechtfinden in der neuen Heimat als auch für das Ankommen im deutschen Arbeitsmarkt werden zahlreiche Angebote vorgehalten. Dazu gehört zweifellos der seit Jahren erfolgreich etablierte BASIS-Kurs, der die Grundlagen für die Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben in Deutschland legt. Unter anderem in Essen und in Mönchengladbach öffnete er in diesem Jahr neu Eingewanderten die Tür in unsere Gesellschaft.

Auf offene Türen stießen interessierte Neusser*innen auch bei der Beratungsstelle Wegweiser – Gemeinsam gegen Islamismus nicht nur im Rahmen der interkulturellen Wochen #offengeht, in der die Kolleg*innen ihre Arbeit präsentieren. Die gemeinsame Anlaufstelle des AWO Bezirksverbandes Niederrhein und des AWO Kreisverbandes Rhein-Kreis Neuss steht grundsätzlich immer allen offen, die Rat oder konkrete Hilfe zu den Themen Islamismus und Radikalisierung suchen.

Zu allen Fragen der Flüchtlingshilfe und des Flüchtlingsrechts bildete die Fachstelle Schulung und Qualifizierung in der Flüchtlingsarbeit alle Berater*innen im Regierungsbezirk Düsseldorf, unabhängig von ihrer Verbandszugehörigkeit, fort und hielt mit Workshops zum Beispiel zu der Frage, wie viel Vielfalt in uns steckt nicht nur im zweiten Halbjahr ein vielfältiges Schulungsprogramm vor.

Das Kooperationsprojekt INAR - Integration in den Arbeitsmarkt unserer Abteilung Migration und der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH sowie sechs Kreisverbänden und dem Ortsverein Neuss fördert inzwischen die Integration von mehr als 160 Geflüchteten und Migrant*innen in den Pflegebereich am gesamten Niederrhein. Um noch mehr Eingewanderte in den Arbeitsmarkt Pflege zu integrieren, warben die Mitarbeitenden unter anderem beim Tag der Pflege in Düsseldorf für ihr Angebot. Dass Integration in den Arbeitsmarkt mit der richtigen Unterstützung wie durch INAR von Anfang an gelingen kann, bekamen auch Medienvertreter*innen mit und stellten das Projekt in einem Rundfunkbeitrag vor.

Einen neuen Schwerpunkt im Bereich Integration in den Arbeitsmarkt entwickelte die Abteilung Migration und Integration für Eingewanderte aus Südost-, Mittel- und Osteuropa im Rhein-Kreis Neuss. An vier Standorten in Dormagen, Neuss und Grevenbroich fördern AWO Bezirksverband Niederrhein, die AWO im Rhein-Kreis Neuss und die Diakonie Rhein-Kreis Neuss die dauerhafte Eingliederung ins Berufsleben durch eine nachhaltige und qualifizierte Beschäftigung insbesondere von Eingewanderten aus Rumänien, Bulgarien und der Ukraine. Ziel ist es, die Chancengleichheit und soziale Inklusion ebenfalls zu verbessern, wie die Beschäftigungsfähigkeit und damit auch die allgemeine Lebenssituation der Eingewanderten. Über diese Möglichkeiten informierten die Projektmitarbeitenden zahlreiche Interessierte unter anderem auf der Jobmesse im Gare du Neuss.

Der AWO Bezirksverband Niederrhein hält aber nicht nur Angebote für die gelingende Integration in den Arbeitsmarkt vor, er integriert durch Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus auch selbst gemeinsam mit den AWO Seniorendiensten Niederrhein gGmbH Eingewanderte in den Arbeitsmarkt. Darum wurde der AWO Bezirksverband Niederrhein nun von der Uni Konstanz als engagierter Ausbildungsbetrieb im Bereich Integration ausgezeichnet.

Spitzenverbandlich gefordert war die Abteilung insbesondere, um einer geplanten Mittelkürzung in der Migrationsberatung für erwachsene Zuwander*innen (MBE) entgegenzutreten. Pläne der Bundesregierung sahen zunächst vor, im kommenden Jahr dafür rund 22 Millionen Euro weniger bereit zu stellen. Das wäre gleichbedeutend mit dem Aus jeder vierten Anlaufstelle in diesem Bereich gewesen. Davon betroffen wäre auch das Beratungsangebot des AWO Bezirksverbands Niederrhein in Grevenbroich, dass in diesem Jahr noch stärker als in den Jahren zuvor in Anspruch genommen wurde. Doch das Engagement und die kreative Kontaktaufnahme zu zahlreichen Bundestagsabgeordneten vor Ort zahlte sich aus: Insgesamt stehen nun zur Finanzierung der MBE im Haushalt 2023 bundesweit knapp 81,5 Mio. Euro zur Verfügung - mehr als je zuvor! Wenn jetzt ein Teil dieser Gelder noch für die Refinanzierung stetig steigender Eigenmittel genutzt werden kann, wäre die so notwendige Arbeit nachhaltig gesichert.

Am 30. Oktober 1961 schlossen Deutschland und die Türkei ein Anwerbeabkommen ab. Da das 60-jährige Jubiläum letztes Jahr pandemiebedingt nicht wie ursprünglich geplant mit einem Festakt gefeiert werden konnte, wurde unterstützt durch die Fachabteilung im Rahmen einer Bezirksausschusssitzung die Bedeutung des Abkommens, verbunden mit der Gründung von Türk Daniş nachträglich durch ein Zeitzeugengespräch gewürdigt.

Senior*innen, Pflege und Betreuung

Bereits seit 2005 betreibt die AWO das Seniorenzentrum Willi-Hartkopf-Haus am Mannesmann-Park im Remscheid. Weitere 80 vollstationäre Plätze und 16 in der Tagespflege sollen nun auf dem Gelände des alten Lindenhofs folgen. 2024 soll die neue Einrichtung der AWO eröffnet werden, die Abrissarbeiten des alten Lindenhofs sind in vollem Gang. Dass sich der AWO Bezirksverband Niederrhein bewusst für den zweiten Standort in Remscheid entschieden hat, wurde bei der Vorstellung der Pläne im September 2022 deutlich. Denn einerseits wird gut und gerne mit der Stadt Remscheid zusammengearbeitet. Andererseits fällt es mit dem zweiten Standbein an einem Ort deutlich einfacher, Synergieeffekte zwischen beiden Einrichtungen zu schaffen.

Betreiberin der neuen Einrichtung werden die AWO Seniorendienste Niederrhein sein, eine hundertprozentige Tochter des AWO Bezirksverbands Niederrhein mit mehr als 60 Jahren Erfahrung in der stationären Pflege. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Häusern wird sicherlich auch deswegen hervorragend funktionieren, weil Gabriela Pires Rodrigues, die derzeit bereits das Willi-Hartkopf-Haus erfolgreich führt, auch die Leitung des neuen Seniorenzentrums übernimmt. Dass der engagierte Zeitplan eingehalten werden kann, davon geht die Orange Investment Remscheid GmbH aus, die das Seniorenzentrum nach Fertigstellung an die AWO verpachtet. Lediglich der Einrichtungsname ist noch vakant.

Darüber hinaus blicken die AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH ebenfalls auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Was in den 13 Seniorenzentren zwischen Voerde und Remscheid alles passiert ist, ist hier nachzulesen.

Schwangerschaft, Sexualität und mehr: Das Lore-Agnes-Haus

Angesichts des Krieges in der Ukraine weitete das AWO Lore-Agnes-Haus sein Beratungsspektrum zu Beginn des Jahres aus und berät seitdem kostenlos Geflüchtete aus der Ukraine sowohl in Ukrainisch als auch in Russisch. Über das bekannte Regelberatungsangebot rund um die Themen Familienplanung, Schwangerschaft, Abtreibung, sexuelle Fragen und Frauengesundheit hinaus ging der Erste Hilfe-Kurs für Mütter aus der französisch-sprachigen Frauengruppe des Lore-Agnes-Hauses. Während sie lernten, ihre Kinder im Notfall richtig zu versorgen, spielte der Nachwuchs fürsorglich betreut in der Halle des Lore-Agnes-Hauses. Ihr Portfolio erweiterte auch die AWO-Beratungsstelle in der Frauenklinik des Universitätsklinikums Essen, die neben dem Beratungsschwerpunkt vorgeburtliche Diagnostik z.B. auch psycho-soziale Beratung nach Verlust des Kindes in der Schwangerschaft vorhält.

Darüber hinaus war das Jahr geprägt vom Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und gegen die Unrechtsparagrafen 218 und 219a StGB. Im Zuge der angedachten Streichung des §219a und der möglichen Reform des §218 stellen sich Sarah Clasen (Referentin für Frauen und Gleichstellung beim AWO Bundesverband) und Nicola Völckel (Leiterin des AWO Lore-Agnes-Hauses) die Frage, wie eine progressive Beratung in der Zukunft aussehen könnte – und beantworteten diese in einem viel beachteten Essay. Dass neben § 219a StGB auch dringend § 218 StGB abgeschafft werden muss, unterstrich das Lore-Agnes-Haus mit zahlreichen Bündnispartner*innen bei der Demonstration am Safe Abortion Day in Essen. Ebenso aktiv waren Kolleg*innen und Freund*innen der Einrichtung am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Während zunächst am Nachmittag in der Essener Innenstadt eine Menschenkette gebildet wurde, gewährte Nicola Völckel abends in Essen-Kray noch einen Blick hinter die Kulissen: Welche Aspekte im Umfeld führen dazu, dass Frauen Gewalt erfahren (oder sich gefallen lassen)? Was kann jeder Einzelne und die Allgemeinheit tun, um betroffene Frauen zu unterstützen?

Im Bereich der Unterstützung für Schwangere / Frühe Hilfen ist der Kampf für die zukünftige finanzielle Absicherung der Arbeit der Familienhebamme, die nun schon seit vier Jahren die Angebote des Bezirksverbandes in Essen bereichert, hervorzuheben. Dies vor allem vor den Hintergründen der zunehmenden Belastung von Familien, Hebammenmangel und rückgehenden Angeboten in der Geburtshilfe.

Sexualpädagogische Angebote für Schulklassen, Jugendgruppen und Einrichtungen der Jugendhilfe konnten nach der pandemiebedingten Pause wieder verstärkt unterbreitet werden. Eine digitale Ergänzung der Angebote für diese Zielgruppe ist der „Diggiraum“, dessen Konzeption und Umsetzung von den Kolleg*innen des Lore-Agnes-Hauses maßgeblich verantwortet wurde. Ebenso ist das Projekt, den interkulturellen Parcours „Liebes-Welten“ zu digitalisieren und somit auch mit Gruppen online durchführen zu können, fast abgeschlossen.

Auch im Bereich Fortbildungen waren die Kolleg*innen des Lore-Agnes-Hauses bundesweit aktiv. Sei es als Fortbildner*innen für die AWO Bundesakademie oder auch auf bundesweiten Tagungen.

Neben der ganzen Arbeit und dem Kampf für Frauenrechte gab es im Jahr 2022 ein ganz besonderes Highlight für die Einrichtung. Denn seit Juni bereichert ein historisches Motiv des Fotografen Ergun Çağatay aus dem Jahr 1990 das Lore-Agnes-Haus, das junge Frauen beim Spielen des im LAH entwickelten Spiels „Durch den Dschungel der Verhütung und Sexualität“ zeigt, dass am 21. Juni 2022 durch das Ruhr Museum an die Einrichtung übergeben wurde.

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Das Foto zeigt die Gesprächsteilnehmenden bei der feierlichen Würdigung von Türk Danis
Moderator und Bezirksausschussmitglied Ibrahim Yetim (links) sprach mit den Zeitzeugen Osman Apaydin (rechts) aus Duisburg und Fikret Vural (mitte) aus Mülheim über ihre Zeit als Berater und "Integrationshelfer" in den 80er Jahren im Rahmen der Würdigung von Türk Daniş.
Das Foto zeigt eine Collage der Teilnehmenden.
Für die erfolgreiche Teilnahme am BASiS-Kurs des AWO Bezirksverbands Niederrhein erhielten die Teilnehmenden in Essen und Mönchengladbach Zertifikate.
Das Foto zeigt zwei Projektmitarbeiterinnen vor einem Roll-Up am Düsseldorfer Rheinufer
Ziel unseres Projektes INAR ist es, die Arbeitsmarktintegration und eine langfristige Bindung der Zugewanderten in den Pflegebereich zu stärken. In Düsseldorf wurden dafür nun die einzelnen Berufsfelder in Seniorenzentren den Interessierten vorgestellt und erste Informationen zu Ausbildungen, Beschäftigungen und Perspektiven gegeben.
Das Foto zeigt den grafisch aufbereiteten Titel des Projektes.
Arbeitsmarktintegration für Eingewanderte aus Südost-, Mittel- und Osteuropa im Rhein-Kreis Neuss lautet der Name eines weiteren Projektes des AWO Bezirksverbands Niederrhein für gelingende Integration.
Das Foto zeigt das Zertifikat „Engagierter Ausbildungsbetrieb im Bereich Integration“
Ausbildung und Integration sind das Grundgerüst für gelingende Teilhabe. Darum bildet der AWO Bezirksverband Niederrhein nicht nur über Bedarf aus, sondern bietet auch zahlreiche Integrationsangebote an. Darum wurde der AWO Bezirksverband Niederrhein von der Uni Konstanz als „engagierter Ausbildungsbetrieb im Bereich Integration“ ausgezeichnet.
Das Foto zeigt die Kursteilnehmerinnen im LAH.
Mütter aus der französisch-sprachigen Frauengruppe, die sich alle zwei Wochen im Lore-Agnes-Haus trifft, nahmen an einem Erste-Hilfe-Kurs teil.
Das Foto zeigt ein Protestschild auf der Kundgebung mit dem Titel "Abortion safes lives"
In über 50 Städten deutschlandweit fanden zum Safe Abortion Day zahlreiche bunte und kreative Aktionen statt. So auch in Essen auf dem Kennedyplatz.
Das Foto zeigt die Übergabe des Fotos an das LAH.
Britta Altenkamp (Präsidiumsvorsitzende des AWO Bezirksverbands Niederrhein, links) und Nicola Völckel (Leiterin des AWO Lore-Agnes-Hauses, 2. von links) freuen sich über die Schenkung des Fotos durch das Ruhr Museum vertreten durch Meltem Kücükyilmaz (Projektkoordination „Wir sind von hier. Türkisch-deutsches Leben 1990. Fotografien von Ergun Çağatay“, 2. von rechts) und Barbara Leppelt (Projektleiterin, Stiftung Zollverein, rechts).