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AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. | Detail

Ohne Frieden ist alles nichts (Jahresrückblick – Teil 1)

Verband

Nach gut zwei Jahren im Pandemiebetrieb zeigte sich mit dem Überfall Putins auf die Ukraine einmal mehr, wie recht der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt mit seiner Aussage „Frieden ist nicht alles, ohne Frieden ist alles nichts“ hatte. Denn während sich der Covid-19-Virus auf die Arbeit in den Diensten und Einrichtungen auswirkte und den Alltag bestimmte, geriet ein wenig aus den Augen, welche enorme Relevanz Frieden für unser Miteinander hat.

Das änderte sich schlagartig mit der Invasion Russlands in die Ukraine, die am 24. Februar 2022 begann. Während die pandemische Lage zunehmend eine Rückkehr zu gewohnten Angeboten in den Einrichtungen ermöglichte, beeinflusste der Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft mit seinen Geflüchteten und seinen negativen Auswirkungen mehr und mehr das Agieren des AWO Bezirksverbands Niederrhein. Nicht nur Solidarität war gefordert. Hilfspakete sollten geschnürt, Spenden gesammelt werden und die steigenden Preise für Energie finanziell aufgefangen werden, so dass die Menschen in den Diensten und Einrichtungen die Mehrbelastungen möglichst wenig spüren.

Während die Dienste und Einrichtungen sich um die Integration der Geflüchteten kümmerten oder Hilfslieferungen bereicherten (mehr dazu bei den Berichten aus den Abteilungen), warb der Bezirksverband öffentlich um Solidarität und um Spenden für die internationale Nothilfe in den Kriegsgebieten. Mit fortschreitender Kriegsdauer zeigte sich zudem die Notwendigkeit, Lösungen für die finanziellen Mehrbelastungen durch die steigenden Energiepreise zu finden. Vor diesem Hintergrund führte der AWO Bezirksverband Niederrhein gemeinsam mit dem AWO Bezirksverband Mittelrhein einen Austausch durch, um Best-Practice-Beispiele im Umgang mit den steigenden Kosten zu vermitteln, Synergieeffekte zu schaffen und Forderungen an die Landesregierung, Kommunen und weiteren Kostenträgern zu formulieren und die Preissteigerungen zu refinanzieren. Ebenso unterstützte der Bezirksverband als Spitzenverband die zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten im Umgang mit den Preissteigerungen und der Energiekrise bei einem digitalen Austausch im Rahmen des AWO Forums mit den Untergliederungen.

Das Alpakababys zeigte. Doch nicht nur mit dem AWO Forum bewies der AWO Bezirksverband Niederrhein einmal mehr, die Potenziale der Digitalisierung für sich nutzen. Mit Microsoft Teams wurde nicht minder erfolgreich der digitale Arbeitsplatz beim AWO Bezirksverband Niederrhein eingeführt und sukzessive in seinen zahlreichen Möglichkeiten entsprechend den Bedarfen der Fachabteilungen ausgeweitet. Zudem bereitet die Personalabteilung des Bezirksverbandes aktuell die Digitalisierung des Abrechnungsprogramms vor, mit dem Ziel, mit dem neuen Jahr die Umstellung vornehmen zu können.

Während sich der AWO Bezirksverband Niederrhein im Landtagswahlkampf gemeinsam mit den Verbänden der nordrhein-westfälischen Freien Wohlfahrtspflege unter dem Motto Weil sozial relevant ist #mitwählen dafür einsetzte, dass soziale Themen und Fragen eine angemessene Berücksichtigung finden, positionierte er sich selbst in einem umfangreichen Sozialpapier, um die Grundpfeiler unseres Zusammenlebens sozial gerechter zu gestalten. Die angesichts des Krieges in der Ukraine von Bundeskanzler Olaf Scholz proklamierte Zeitenwende will der AWO Bezirksverband Niederrhein darin auch zu einer Politikwende genutzt wissen und formulierte vor diesem Hintergrund seine Vorstellungen von der zukunftsfähigen Pflege, gerechten Bildungschancen, bezahlbarem Wohnen, sozial verträglichem Klimaschutz und die Zukunft unserer Demokratie in einem Positionspapier.

Ebenso sozial politisch gestaltend engagierte sich der AWO Bezirksverband Niederrhein im Kampf gegen die ausufernde Leiharbeit in der sozialen Arbeit und forderte klare Rahmenbedingungen und Grenzen für Zeitarbeitsfirmen sowie angemessene gesetzliche Regelungen für die Arbeitnehmer*innenüberlassung ein. Da die Leiharbeit nicht nur zu einer immer größer werdenden, nicht refinanzierten Belastung wird und zudem auch die Qualität der Sozialen Arbeit unter der Fluktuation leidet, will der AWO Bezirksverband Niederrhein im kommenden Jahr mit der AWO NRW die Problematik noch intensiver thematisieren.

Unpolitischer hingegen, dafür umso schneller und unkomplizierter gestaltete sich die finanzielle Unterstützung der Hochwasserbetroffenen aus der Flutkatastrophe im Juli 2021. Auch in diesem Jahr zahlte der Bezirksverband finanzielle Sofort- und Einzelfallhilfen an die Geschädigten aus. Neu hinzu kam die Unterstützung beim zu erbringenden Eigenanteil im Rahmen der staatlichen Wiederaufbauhilfe. Betroffene können auch hierfür weiterhin Anträge beim AWO Bezirksverband Niederrhein stellen. In diesem Zusammenhang erwähnen wir gerne, dass von den zur Verfügung stehenden Spendenmitteln null Cent beim Bezirksverband verbleiben. Die für die Antragsbearbeitung erforderlichen Personalressourcen stemmt der Bezirksverband nämlich aus eigenen Mitteln. So viel Transparenz darf an dieser Stelle sein. Ansonsten wird in Sachen Transparenz auf den Transparenzbericht verwiesen, den der AWO Bezirksverband Niederrhein nunmehr bereits zum zweiten Mal für die Initiative Transparente Zivilgesellschaft erstellt hat.

Als sozialpolitisch aktiver Mitglieder- und Wohlfahrtsverband sah sich der AWO Bezirksverband Niederrhein mehrfach dazu veranlasst, Haltung zu zeigen und Stellung zu beziehen. Als in den Medien ein Bericht über einen AWO Dienstwagen kursierte, der mit einem FCK NZS-Aufkleber noch schöner gemacht wurde – und für Aufmerksamkeit sorgte, nahm dies der Bezirksverband zum Anlass, nicht nur seine Flotte ebenfalls mit der klaren Botschaft gegen Nazis aufzuwerten, sondern auch ein Zeichen der Solidarität nach Villingen-Schwenningen zu senden: FCK NZS. Ebenso kritisierte der Bezirksverband den Verzicht der Deutschen Fußballnationalmannschaft auf die One Love-Kapitänsbinde während der Weltmeisterschaft und initiierte eine Protestmailaktion an DFB- und Fifa-Präsident. In diesem Zusammenhang beteiligte sich der Bezirksverband in Herne auch personell unter dem Motto Weltgewissen, Du bist ein Fleck der Schande an einem Gedenken an die verstorbenen Arbeitsmigranten in dem WM-Gastgeberland.

Last but not least sollen getreu dem Brecht’schen Satz „Die im Dunkeln sieht man nicht“ jene Kolleg*innnen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, die zwar bei uns nicht im Dunkeln arbeiten müssen, jedoch nicht so im Fokus stehen, obwohl sie den Betrieb durch ihre Arbeit am Laufen halten. Dazu gehört unsere Personalabteilung, die für eine kontinuierlich steigende Mitarbeitendenzahl allmonatlich den ordnungsgemäßen Gehaltslauf auf den Weg bringt und ohne Murren die dem Fachkräftemangel geschuldete Personalfluktuation in den Einrichtungen abarbeitet, ebenso wie die Finanzbuchhaltung nebst Zentraler Abrechnungsstellung, die fleißig fakturieren und Rechnungen begleichen bzw. stellen. Dazu gehören auch das Gebäudemanagement und der Handwerkerservice, die unsere Immobilien in Schuss halten, die Zentralen Dienste nebst Einkauf, die unsere Gäste betreuen, die Geschäftsstelle bewirtschaften und zentrale Bestellungen vornehmen. Ebenso nicht unerwähnt bleiben dürfen unsere Stabsstellen, die unsere Veranstaltungen managen, sich um Ehrenamtliche kümmern, die unsere Ziele und Zahlen planen und steuern, unsere Qualität managen und unsere Kontroll-, Steuerungs- und Lenkungsfunktionen prüft.

Bildung und Qualifizierung: Das Willy-Könen-Bildungswerk

Angesichts der guten Arbeit und des breiten Angebotes mit fachkundigen Lehrkräften, war die vier Tage dauernde Prüfung durch externe Auditor*innen, um als anerkannter Weiterbildungsträger erneut zertifiziert zu werden, eigentlich ein Selbstläufer für das AWO Willy-Könen-Bildungswerk (WKB). Da jedoch das Aufgabenspektrum des WKB mit seinen Standorten in Essen, Neuss und Solingen in den letzten Jahren gerade durch den Ausbau der Sprach- und Integrationskurse im Rhein-Kreis Neuss ausgeweitet wurde, fiel der Aufwand bei der Prüfung nun umfangreicher auf. Doch der Aufwand, den ein Audit mit sich bringt, hat sich für das Team gelohnt. Denn neben der „Qualitätsmanagement-Norm (ISO 9001)“-Zertifizierung hat sich das Willy-Könen-Bildungswerk erneut auch der „Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV)“-Zertifizierung unterzogen und ist bis 2027 berechtigt, Maßnahmen zur Aktivierung und beruflicher Eingliederung sowie Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung durchzuführen.

Um mit dem ausgeweiteten Sprach- und Integrationsangebot noch mehr Menschen im Rhein-Kreis Neuss zu erreichen, schaltete das WKB eine eigene Webseite. So können Interessierte noch einfacher den Weg zum umfangreichen Kursangebot finden. Doch nicht nur digital nutzte das WKB neue Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit den Kolleg*innen der AWO Migrationsberatung in Grevenbroich warben sie auf dem dortigen City-Herbst für das umfangreiche AWO Angebot im Rhein-Kreis Neuss.

Teil dieses Angebotes war auch die spontane Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine. Kurzerhand wurde ein Deutschkurs in Grevenbroich geplant, um den Geflüchteten kostenfrei das Ankommen in Deutschland zu erleichtern. Nach pandemiebedingter Abstinenz konnte in diesem Jahr auch endlich wieder das „normale“ Kursangebot in Präsenzterminen durchgeführt werden. So kamen im Juli 18 junge Erwachsene im WKB zusammen, um in einem Jugendintegrationskurs sowohl Sprachbarrieren abzubauen als auch Orientierung über Rechtsordnung, Geschichte und zur Kultur in Deutschland zu erhalten.

Zum Regelangebot des WKB gehört inzwischen auch die Qualifizierungsmaßnahme in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie, um als Bildungswerk einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung zu leisten. Dort werden beispielsweise für Grundschul-Lehrer*innen mit erstem Staatsexamen, Gymnastiklehrer*innen, Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen, Motopäd*innen fortgebildet, um als Fachkraft in einer Kita zu arbeiten und anerkannt zu werden. Insgesamt zwei solcher Kurse mit 37 Teilnehmenden bot das WKB in diesem Jahr auch außerhalb der niederrheinischen Bezirksgrenzen an. Auch in diesem Jahr hat das WKB für knapp 1.600 Mitarbeiter*nnen der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH die jährlichen Pflichtunterweisungen im Bereich Hygiene und Arbeitsschutz anhand von individuellen Lernzugängen auf der digitalen Plattform von WebTVCampus begleitet.

Freiwilligendienste

Rege aus dem Hintergrund heraus betreut die Abteilung Freiwilligendienste mehr als 130 junge Menschen, die ihren freiwilligen Dienst in den Einrichtungen der AWO am Niederrhein antreten. Dazu gehören die Einrichtungen des AWO Bezirksverbands Niederrhein, der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH, der AWO Kreisverbände und der korporativen Mitglieder am Niederrhein. Während dieser Zeit werden die Freiwilligendienstleistenden von der Abteilung pädagogisch begleitet und unterstützt. Um sich gegenseitig kennenzulernen und um ihnen die Möglichkeiten während des Freiwilligendienstes aufzuzeigen, kommen die jungen Männer und Frauen jeweils an drei Begrüßungstagen in der Geschäftsstelle des AWO Bezirksverbands Niederrhein zusammen und werden dort – sofern es die Arbeitszusammenhänge zulassen –, persönlich vom Vorstand des AWO Bezirksverbands Niederrhein willkommen geheißen.

Inwieweit das vielfältige Angebot für Freiwilligendienstleistende in den kommenden Jahren aufrecht gehalten werden kann, ist jedoch fraglich. Denn während manche Politiker*innen über die Einführung eines sozialen Pflichtjahres phantasieren, hat der Gesetzgeber die Mittel für die Freiwilligendienste ab dem Jahr 2024 um knapp 30 Millionen Euro gesenkt. Diese Kürzungen werden bereits 2023 einschlagen, wenn das Dienstjahr 2023/24 konzipiert wird.

Mehr über die Arbeit unserer Fachabteilung und der Freiwilligendienstleistenden ist auf dem Instagram-Profil der Abteilung zu erfahren.

Am 28.12.2022 präsentieren wir den zweiten Teil mit den Abteilungen Menschen mit Behinderung, Jugendhilfe und Kindertageseinrichtungen.

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Das Foto zeigt die Bezirksgeschäftsstelle mit der Ukraine-Flagge
Unsere Bezirksgeschäftsstelle setzt ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Der Krieg in der Ukraine sowie die verheerenden humanitären Folgen verlangen aber nicht nur Zeichen zu setzen, sondern zu Helfen. Darum unterstützt der AWO Bezirksverband Niederrhein die Spendensammlung der AWO International.
Das Foto zeigt das Alpakababy in der Videokonferenz
Auch das erst vier Tage alte Alpakababy gehörte zu den Gästen der neu ins Leben gerufenen digitalen Austauschplattform am Niederrhein: das AWO Forum.
Das Foto zeigt die Kontaktmöglichkeit für Hochwassergeschädigte: hochwasser@awo-niederrhein.de
Bei der AWO am Niederrhein können Hochwassergeschädigte aus der Region Niederrhein (Essen, Wuppertal, Kreis Mettmann, Solingen, Leverkusen, Düsseldorf) Spendenmittel der Aktion Deutschland Hilft unterstützt durch die AWO International beantragen, um den entstandenen Eigenanteil zu kompensieren.
Das Foto zeigt einen Wagen aus der Flotte der AWO Niederrhein mit dem Aufkleber: FC NZS.
FCK NZS ist für den AWO Bezirksverband Niederrhein eine Frage Haltung, sondern auch der Solidarität.
Das Foto zeigt einen Screenshot der Webseite.
Unter www.awo-sprachkurse.de informieren die Kolleginnen vom Willy-Könen-Bildungswerk Neuss mit eigenem Internetauftritt über ihr Deutschkursangebot
Das Foto zeigt AWO Kolleg*innen beim City-Herbst in Grevenbroich
In Grevenbroich warben unter anderem Magdolna Weitz (Projekt Arbeitsmarktintegration Südosteuropäer*innen) und Marc Wolf (Migrationsberatung für Erwachsene Zuwanderer) mit ihren Kolleg*innen für die Angebote der AWO.
Das Foto zeigt die Teilnehmenden des Kurses in den Räumen des WKB.
In Grevenbroich startete erfolgreich ein Deutschkurs für geflüchtete Frauen aus der Ukraine des AWO Willy-Könen-Bildungswerkes.
Das Foto zeigt die Teilnehmenden des Kurses.
Auf Grund der Corona-Pandemie konnte mehr als zwei Jahre kein Spezialkurs für junge Erwachsene durch das Willy-Könen-Bildungswerk angeboten werden. Im Juli konnte endlich wieder ein Kurs in Neuss starten.
Das Foto zeigt Jürgen Otto bei der Begrüßung der Freiwilligen
In der Bezirksgeschäftsstelle der AWO Niederrhein hieß auch AWO Vorstand Jürgen Otto die neuen Freiwilligendienstleistenden willkommen.