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AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. | Detail

„Healthy family“: Familienhebammen als Baustein der Frühen Hilfen

Schwangerschaft & Sexualität

Das gemeinsame Projekt der Schwangerenberatungsstellen von Donum Vitae, Diakonie Werk, AWO und Sozialdienst katholischer Frauen in Essen ist ein wichtiger Baustein der sogenannten Frühen Hilfen. Die Familienhebammen sind oftmals die erste niederschwellige Anlaufstelle für Familien, die Unterstützung benötigen. Der Fachtag am 15. Mai zeigte die Bedeutung des Projektes als Prävention gegen Kinderarmut anhand von Fallbeispielen auf. Forderung nach Verstetigung des Projektes.

 

Familienhebammen genießen ein besonderes Vertrauen bei Schwangeren und jungen Mütter. Der Zugang ist für die Frauen niederschwellig, eine frühe Anbindung an ein professionelles Netzwerk und weitere passgenaue Hilfen können darüber frühzeitig erfolgen. Seit 2018 gibt es das Projekt der Familienhebammen in der Trägerschaft der Essener Schwangerenberatungs­stellen Donum Vitae, Diakonie Werk, AWO und Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte. Zuerst unter dem Namen „Kindergesundheit frühzeitig im Blick – Gesundheitssprechstunden für Schwangere und junge Mütter mit ihren Kindern im Quartier“ seit 2020 als „healthy family – Mutter & Kind im Blick für einen guten Start in das gemeinsame Leben (MuKIB)“. 

Die vier Familienhebammen der Essener Schwangerenberatungsstellen bieten Einzelberatungen für Schwangere und Familien mit Säuglingen an. Viele Beratungen finden auch im Tandem mit der Schwangerenberaterin statt. Die Hebammen arbeiten mit Familienzentren zusammen, haben eigene Gruppenangebote oder nehmen als Gast an Gruppenangeboten zu einzelnen Themen teil. Sie begleiten als Vertrauensperson Familien beispielsweise zu Ärzten oder Krankenhäusern und arbeiten in einem breiten Netzwerk mit anderen Institutionen, um die Familien in weitere Angebote lotsen zu können. 

Familienhebammen sind staatlich examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation. Sie sind Expertinnen für die Sozialberatung von Schwangeren und jungen Familien und beraten medizinisch, psychosozial und sozialrechtlich. Oft ergeben sich längerfristige Begleitungen durch die Schwangerschaft und die Zeit des ersten Lebensjahres des Kindes, die in dem Umfang von einer Schwangerschaftsberatungsstelle nicht gewährleistet werden können. 

„Die Hebammen werden von den Frauen als vertrauenswürdig und unabhängig erlebt. Unabhängige Beratungsstellen sind in vielen Ländern nicht bekannt, so dass die Beratungsstellen teilweise mit dem Hilfesystem, das als bevormundend und kontrollierend erlebt wird, gleichgesetzt werden. Das ist ein großer Vorteil der Familienhebammen, der ihnen Türen öffnet“, erläutert Nicola Völckel (AWO Bezirksverband Niederrhein e.V.).

800 Beratungen wurden von den Familienhebammen im letzten Jahr durchgeführt. 211 Kooperation mit Familienzentren und Kindertagesstätten fanden statt, 186 Frauen wurden an die Hebammenzentrale des ASB weitervermittelt. 120 Frauen wurden zu Gynäkologen, Kinderärzten oder Krankenhäuser begleitet oder dorthin vermittelt. 

Gefördert wird das Projekt seit 2021 mit jährlichen Projektverträgen aus Mitteln der Krupp-Stiftung bzw. aus Projektmitteln des Jugendamtes. Es unterstützt die Präventionsstrategie der Stadt gegen Kinderarmut 

Gemeinsamer Fachtag der Schwangerenberatungsstellen

Am 15. Mai 2024 fand der Fachtag „Familienhebammen in Schwangerenberatungsstellen als Türöffner ins Hilfesystem der frühen Hilfen“ im Lore-Agnes-Haus der AWO statt. Auf dem Podium saßen  Marco Cabreira da Benta (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen), Heike Buschmann (Referentin Schwangerschaftsberatung, Diakonie RWL), Andrea Vossbrink (Beratungsstellenleiterin, donum vitae Essen e.V.) sowie Susanna Mertes, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen Stadt Essen. Aus der Praxis wurden Fallbeispiele und best-practise vorgestellt. Thematisiert wurden außerdem Bedarfe der Familien sowie gelingende Faktoren. Deutlich wurde, dass die Familienhebammen ein erfolgreiches kommunales Präventionsangebot sind. 

Julia Jankovic (Kinderbeauftragte des Rates der Stadt Essen und Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Integration) betonte in ihrer Begrüßung, die Bedeutung der Familienhebammen in Essen, die "bereits seit mehreren Jahren einen großartigen Job leisten, um Familien Hilfestellung in herausfordernden Zeiten zu geben." Darum sprach sich Julia Jankovic auch für eine Regelfinanzierung der Familienhebammen in Essen aus, die "die Chance bietet, das System der Frühen Hilfen sinnvoll zu ergänzen, aber auch den Allgemeinen Sozialdienst zu entlasten, somit den Kinderschutz zu verstärken."

„Es ist wichtig, dass das Projekt verstetigt wird, das steht außer Frage. Derzeit sind die Gelder für zwei Jahre eingestellt. Das Angebot muss aber ein regelhaftes Angebot in Essen werden, die Anzahl der Beratungen zeigt, wie viele Menschen die Familienhebammen erreichen“, ergänzt Jörg Lehmann (Sprecher des Trägerverbundes der Essener Schwangerenberatungsstellen, Leitung Geschäftsbereich Diakoniewerk Essen Jugend- und Familienhilfe gGmbH), „gleichzeitig wollen wir den Familienhebammen eine Arbeitsplatzsicherheit bieten. Auch hier wäre die Verstetigung ein wichtiges Signal!“

Für 2025 gibt es bereits erste Ideen für einen weiteren Fachtag. 

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Das Foto zeigt die vier Familienbebammen und die Trägervertreter auf einer Treppe
Die vier Essener Familienhebammen (vorne) sowie dahinter die Vertreterinnen der Träger Donum Vitae, Diakonie Werk, AWO und Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte.
Das Foto zeigt die genannten Personen während der Podiumsdiskussion
Auf dem Podium: • Marco Cabreira da Benta, Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen • Heike Buschmann, Referentin Schwangerschaftsberatung, Diakonie RWL • Andrea Vossbrink, Beratungsstellenleiterin, donum vitae Essen e.V. • Susanna Mertes, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen Stadt Essen