Und hier sieht Michael Rosellen durchaus Handlungsbedarf. „Denn jedes Haushaltsjahr steht der Freiwilligendienst vor einer ungewissen Zukunft. So haben weder Träger noch junge Menschen Planungssicherheit für ihr freiwilliges soziales Engagement“, kritisiert der AWO Vorstand. Wenn schon für eine dauerhafte Finanzierung des Freiwilligendienstes auf hohem Niveau nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, woher sollen dann die Mittel für ein Pflichtjahr für mehrere Hunderttausend kommen“, fragt sich Michael Rosellen.
Zudem gibt der AWO-Vorstand zu bedenken, dass auch die Träger ein Pflichtjahr nicht ohne weiteres stemmen könnten. „Wir haben derzeit gut 100.000 motivierte Freiwillige. Diese werden in den Einrichtungen und Diensten pädagogisch begleitet. Bei einem Pflichtjahr wären es rund 700.000, für die wir derzeit weder Plätze noch Betreuung und Anleitung in den Einrichtungen haben. Die dafür notwendige Infrastruktur kann nur schrittweise aufgebaut werden und braucht vor allem eine gute Ausstattung und eine verlässliche, langfristige Finanzierung.
Es müsse darum gehen, „grundsätzlich den Freiwilligendienst zu stärken und für noch mehr junge Menschen attraktiv zu machen“, fasst Michael Rosellen zusammen. Zudem entspreche ein Pflichtjahr nicht den Wünschen junger Menschen und ihren Erwartungen an die eigene Lebensplanung, resümiert der AWO-Vorstand seine Erfahrungen aus dem Austausch mit jungen Menschen, die sich freiwillig sozial engagieren. „Es braucht keinen 78-jährigen Ex-Politiker, der jungen Menschen erklärt, was sie zu tun haben“, kritisiert Michael Rosellen die Äußerungen des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück.