Dina Purits: Ich habe gehört, dass unser Integrationslotse Jawad Bouhssas sie beide erfolgreich in eine Ausbildung als Pflegefachkraft in Duisburg vermittelt hat. Deswegen freut es mich besonders, Sie kennenzulernen und mehr Einzelheiten über Ihre Arbeitsmarktintegration durch die AWO zu hören. Zunächst wäre es aber toll, wenn Sie sich kurz vorstellen könnten.
Ammar Azmi: So ich bin Ammar Azmi. Ich habe dieses Jahr im Oktober mit meiner Ausbildung bei der AWOCura in Duisburg im Seniorenzentrum Ernst-Ermert angefangen.
Abdelmounim Bentaarabt: Ich bin Abdelmounim Bentaarabt und ich habe auch wie mein Kollege Ammar Azmi im Oktober mit meiner Ausbildung im Seniorenzentrum Ernst-Ermert angefangen.
Dina Purits: Warum haben sie ihre Heimat verlassen und wie kam es, dass Sie nach Deutschland gekommen sind?
Abdelmounim Bentaarabt: Es gibt in meiner Heimat Marokko einfach zu wenig Arbeitsmöglichkeiten. Wenn du deine Zukunft verbessern möchtest und große Pläne hast, geht das dort leider nicht. Man sucht immer nach etwas Besserem, wo man alle Rechte hat. Und auch eine Arbeit, um im Leben gut klarzukommen.
Dina Purits: Habe ich das richtig mitbekommen, dass Sie schon in Marokko extra Deutsch gelernt und sich vorbereitet haben, um nach Deutschland zu kommen?
Abdelmounim Bentaarabt: Ja richtig. Ich lerne seit dem Jahr 2019 Deutsch. Wenn man sein Heimatland verlasen möchte, braucht man ein B1- oder ein B2-Zertifikat, um das Visum zu beantragen.
Dina Purits: Und wie kam es, dass Sie nach Deutschland wollten? Haben Sie hier Familie, oder hatten Sie von anderen Infos über Deutschland?
Abdelmounim Bentaarabt: Nein ich habe hier keine Familie, aber einen Kumpel, der wohnt in Hessen. Deutschland wurde möglich, da ich das B1-Zertifikat, einen Ausbildungsvertrag und kein Sperrkonto hatte. So konnte ich das Visum beantragen.
Dina Purits: Danke und Sie Herr Azmi.?
Ammar Azmi: Ich komme aus Syrien und 2011 hat dort der Krieg angefangen. In Syrien war das Leben zu schwer. Ich hatte Angst um meine Zukunft und es ist sehr schwer in einem Land zu leben, wo es immer Krieg gibt. Ich habe überlegt, wohin ich gehen kann und gedacht: die bessere Welt ist Europa. Dort habe ich eine Zukunft. Ich war in Syrien beim roten Halbmond tätig und habe im Rettungsdienst gearbeitet.
Dina Purits: Herr Azmi, Sie haben in Deutschland auch viel als Küchenkraft gearbeitet, wie kommt es, dass Sie sich nun für die Pflege entschieden haben?
Ammar Azmi: Ich dachte am Anfang, ich könnte hier leben, ohne etwas zu lernen. In der Gastronomie braucht man nicht viele Sprachkenntnisse. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich eine Ausbildung machen muss, wenn ich hier gut leben will. Da ich bereits Erfahrung als Sanitäter hatte und auch ein sechsmonatiges Praktikum in einem Krankenhaus gemacht habe, habe ich mich für die Pflege entschieden.
Dina Purits: Und Herr Bentaarabt. wie kam es bei Ihnen, dass Sie in die Pflege gegangen sind?
Abdelmounim Bentaarabt: Mein Kumpel aus Hessen hat mir die Empfehlung gegeben. Er arbeitet seit fünf Jahren in Deutschland als Pflegefachmann und hat mir diese Arbeit empfohlen. Er sagte, dass man in dem Bereich gut Karriere machen kann, weil es auch nach der Ausbildung viele verschiedene Weiterbildungen gibt. Dann habe ich mich bei vielen Betrieben beworben und eine Ausbildungsstelle bei der AWOCura bekommen.
Dina Purits: Jetzt sind sie beide seit Oktober in der Ausbildung. Was sind ihre ersten Eindrücke? Was macht am meisten Spaß und was ist noch schwer?
Abdelmounim Bentaarabt: Am Anfang ist es immer schwer, denn ich habe keine Erfahrung im Bereich Pflege. Aber mit der Unterstützung von dem Kolleg*innen macht es echt Spaß. Die Dankbarkeit und Anerkennung von den Bewohner*innen macht die Arbeit angenehm. Es ist eine schöne Arbeit.
Ammar Azmi: Bei mir ist das größte Problem immer noch die Sprache. Ich muss zwei neue Sprachen lernen, Deutsch und Lateinisch, es gibt viele neue Fachwörter und es nicht ganz einfach. Ich muss jeden Tag mehr als hundert neue Wörter übersetzen. Aber der Alltag in dem Pflegeheim ist schön. Dort gefällt es mir gut. Ich kann praktisch lernen und einfach schauen, was es zu tun gibt und das erledigen. Das macht Spaß.
Dina Purits: Das ist ja schön. Wie ist denn generell die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen? Ist sie gut oder gibt es Herausforderungen?
Ammar Azmi: Wenn jemand seit 15 Jahren in dem Job arbeitet und ich bin ganz neu und muss alles lernen, dann ist manchmal die Zusammenarbeit etwas schwierig, aber ich kann das total verstehen.
Dina Purits: Wir haben jetzt viel über die Arbeit gesprochen. Was mich aber noch interessiert: Würden Sie sagen, Sie sind hier im Ruhrgebiet, in Duisburg gut integriert, oder gibt es noch Sachen, die Sie irritieren?
Ammar Azmi: Nach acht Jahren in Deutschland irritiert mich nichts. Aber ich merke trotzdem, dass ich bei manchen Sachen anders denke als Menschen, die hier geboren sind. Es ist mein neues Leben. Deutschland ist mittlerweile mein zweites Heimatland.
Abdelmounim Bentaarabt: Ich bin seit fast einem Jahr in Deutschland. In den ersten Tagen war es schwer und vieles war komisch. Aber mit der Zeit habe ich mich an das Leben in Deutschland gewöhnt.
Dina Purits: Das ist gut. Zum Abschluss die letzte Frage: Sie sind ja gerade ganz am Anfang ihrer Ausbildung. Gibt es etwas, was Sie vom Projekt INAR dabei noch als Unterstützung benötigen?
Ammar Azmi: Ich brauche dringend einen Führerschein. Aber ich weiß nicht, ob das Projekt mir dabei helfen kann. Ich merke bereits jetzt am Anfang der Ausbildung, dass ich es an Wochenenden nicht schaffe, pünktlich zum Frühdienst da zu sein. Mein erster Bus kommt erst um 6 Uhr, aber mein Dienst fängt genau dann an. Mein Chef hatte Verständnis und hat meine Schicht getauscht, aber wenn ich andere Praxiseinsätze habe, kann es zu großen Problemen kommen.
Dina Purits: Herr Azmi. ziehen sie nicht ab März in eine Azubi WG? Ist dort die Anbindung besser?
Ammar Azmi: Ja die Anbindung ist besser, aber es kommt immer darauf an, wo die Praxiseinsätze sind.
Abdelmounim Bentaarabt: Bei mir ist erst mal alles ok, danke.
Dina Purits: Danke Ihnen beiden vielmals. Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben. Vielen Dank, dass Sie mitgemacht haben und viel Erfolg in Ihren Ausbildungen.